die sache mit den vorsätzen

Neujahrsvorsätze sind nichts Neues. Warum denn auch, die besinnliche Zeit um Weihnachten und Neujahr herum eignet sich geradezu ausgezeichnet dafür, um über sein Leben zu reflektieren. Man verbringt (im Idealfall) viel Zeit mit seinen Liebsten, hat Vieles zu besprechen und nach der Stressklimax, die die Suche nach Geschenken verursacht hat, auch wieder einen freieren Kopf.Und über was lässt es sich denn besser nachdenken, als über die eigene Lebenssituation.

i. Das Gras ist stets grüner auf der Nachbarwiese.

Eventuell fällt einem auf, wie viel besser es die Anderen denn haben. Der Eine hat einen besseren Job, die Andere ist super sportlich, so wie man das auch gerne wäre, wer anders hat wiederum die künstlerischen Fähigkeiten, die man gerne hätte, undundund... Unendlich viele Dinge, die man haben wollen würde, die aber so unmöglich zu erreichen scheinen. Entweder fehlt die Zeit, oder das Können.
Zwei Dinge habe ich in diesem Zusammenhang 2018 gelernt:
  1. Ich muss meine Prioritäten setzen und nicht solche, von denen ich denke, dass Andere sie gut heißen oder von denen ich mir lediglich einen gewissen Status oder Ähnliches erhoffe. Beispielsweise habe ich zum Wintersemester Jura als Nebenfach gewählt, damit ich ja was "gscheites" mache (nicht nur mit Musikwissenschaft in die Arbeitslosigkeit hinein, wie einige so schön sagen) und meinen Vater glücklich mache. Letztendlich hat es in großer Frustration gemündet, so dass ich nun zum Sommersemester das mache, was ich von Anfang an gewollt hätte. Was ich gewollt habe und immer noch möchte.
  2. Wenn ich etwas erreichen möchte, muss ich auch darauf hin arbeiten. Klingt banal, für Viele bestimmt selbstverständlich, aber für mich eine große Erkenntnis. Es bringt rein gar nichts darauf zu warten, dass ein Wunder geschieht und ich plötzlich Dinge kann, die ich vorher nicht beherrscht habe. Es bringt Einem genauso wenig, sich selbst herunterzuziehen, sich klein zumachen und sich seinem inneren Schweinehund hinzugeben. Ganz simpel: man muss die Dinge einfach tun, sonst wird auch nichts passieren. Lange wollte ich das nicht wahr haben und habe mich hinter einer Mauer aus Faulheit, Unsicherheit und Perfektionismus versteckt. Die Mauer steht zwar immer noch, aber nicht mehr mir komplett im Wege.
Es nutzt einem reichlich wenig, sich nur mit Anderen zu vergleichen und sich zu wünschen, dass das eigene Leben anders, besser sei. Wenn man ernsthafte Wünsche hat, die einen nicht loslassen, sollte man diese zu Zielen machen. Es kann dauern, bis man diese tatsächlich erreicht, dennoch ist das Tun der erste Schritt in die richtige Richtung. Oder wie man so schön klischeehaft sagt: Der Weg ist am Ende das Ziel.

ii. Fehlt mir denn überhaupt etwas?

Eine Sache, die man sich auch noch zu Gemüte führen könnte, sind die Dinge, die man schon hat. Sei es etwas Materielles, eine Familie, Freunde, Gesundheit,... Ich habe das Gefühl, dass wir mittlerweile so getrieben sind im Alltag, dass wir oftmals vergessen, was wir schon erreicht haben. Man muss nicht gleich anfangen jeden Morgen aufzuschreiben, wofür man dankbar ist (obwohl ich finde, dass das eine schöne Idee ist). Aber einfach in einer ruhigen Minute darüber zu reflektieren, wo man vor paar Jahren war und wo man mittlerweile ist, kann dem Ein oder Anderem die Augen öffnen.
Egal, wie viel sich getan hat - irgendetwas hat sich ganz sicher bewegt.

iii. Höher. Weiter. Schneller. Jetzt. Sofort.

Schließlich hat man sich endlich ein paar Ziele überlegt: mehr Sport machen, produktiver werden, glücklicher werden, sich selbst akzeptieren. All jenes, was man verändern möchte.
Dabei kann man aber leicht eine Sache vergessen, nämlich, dass Veränderungen nicht über Nacht möglich sind. So kann es blitzschnell passieren, dass man aufgibt bzw. seine Neujahrssätze, so wie viele Andere, zum Januarende aufgegeben hat.
Was hier Abhilfe schaffen kann ist das Aufteilen in Etappen und eine realistische Zielsetzung. Wenn man wenig Zeit hat und beispielsweise vorher kaum bis nie Sport gemacht hat, treiben. Besser ist es sich vorzunehmen zwei Mal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen oder wie man sich sonst gerne bewegen möchte. Wenn man das einen Monat lang geschafft hat, kann der nächste Schritt z.B. mehr Gemüse essen sein oder was einen näher an das verfolgte Ziel bringt.
So kommt man Stück für Stück, Monat für Monat an sein Ziel (das auf gar keinen Fall zwingend sportlich sein muss), ohne gleich eine 360°-Drehung hinzulegen.

Es gibt sicher noch andere Möglichkeiten, um sich nicht zu überfordern und so seine Vorsätze doch wieder nur als typische Neujahrsvorsätze wieder einzupacken.
Gleichzeitig heißt es nicht, dass es erst am dem 1. Januar erlaubt ist, sein Leben so zu gestalten, wie man es möchte. Oder ab Montag. Oder erst ab Monatsanfang.
In dem Moment, wenn man den Entschluss gefasst hat, sich und seine Wirklichkeit so umzugestalten, dass man sich rundum wohler fühlt, sollte man Anfangen, dort hin zu arbeiten. Auch im Schneckentempo.
Denn am Ende ist das Einzige, was uns möglich ist und was unser Leben (um)gestaltet das Tun.

Bis bald,
Kati.

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